Vampire – Phantasie oder Realität
Der Mythos Vampir



Woher stammt der Glaube an Vampire?

Berichte über Vampire oder vampirähnliche Wesen findet man in den Mythen fast aller Völker. So berichten zum Beispiel die Buryat aus Sibirien vom Aniuka, einem kleinen Gnom, der das Blut von Neugeborenen und Kindern trinkt. Die Dayak aus Borneo erzählen vom Buau, einem Geist eines im Kampf gefallenem Krieger, der sich an seinem Bezwinger rächt, indem er sein Blut aussaugt. In Indien wird vor den Pisachas gewarnt, die am liebsten das Blut von Frauen mögen – und sie auffressen. Auch aus Deutschland gibt es Berichte über Vampire: Der Nachzehrer. “Er soll im Grab sein Leichentuch verzehren; sein Schmatzen sollte weithin hörbar sein”. Erst wenn er sein Leichentuch verspeist hat wird er gefährlich: Dann steigt er aus seinem Grab und saugt Menschen das Blut aus, womit er sie ebenfalls zu Nachzehrern macht. Die Legenden über Vampire, wie wir sie heute kennen, stammen aus dem slawischen Raum, wo im 15. Jahrhundert ein Fürst lebte, der Bram Stoker als Vorlage für seinen Dracula diente.


Wer ist Dracula

Der wahre “Dracula” war Fürst Vlad Tepes “der Pfähler” , der im 15. Jahrhundert in Transsilvanien lebte. Den Namen “Pfähler” soll er erhalten haben, weil er gefangene Gegner und ungehorsame Untertanen lebendig auf lange Holzpfähle aufspießen und sie dann zur Demonstration seiner Macht und zur Abschreckung vor seiner Festung aufstellen ließ. Aus diesem Grund nannten ihn seine Untertanen auch Dracul, was Teufel bedeutet. Den Namen Drakul wandelte Bram Stoker für seinen Roman in Dracula um.


Der Reiz der Vampire

Vampire übten schon immer einen besonderen Reiz auf Menschen aus. Wie wäre es sonst zu erklären, das Bram Stokers “Dracula” eines der beliebtesten, bekanntesten und am besten verkauften Bücher der Welt ist oder dass Filme wie “Nosferato” oder “Interview mit einem Vampir” Zuschauerrekorde zu verzeichnen haben. Egal, ob es der Reiz der Unsterblichkeit oder die angebliche erotische Ausstrahlung der Vampire ist, der Reiz ist vorhanden.


Gibt es Vampire wirklich ?

Der slawische Vampir

Im Volksglauben gibt es eine Menge Merkmale, die einen Vampir kennzeichnen, von denen hier die Wichtigsten genannt sind. Eine Auffälligkeit an ihm ist, dass er kein Spiegelbild hat. Meistens kann man auch die Bissstellen am Hals eines Vampirs erkennen. Ein Vampir hat, außer kurz nach der Nahrungsaufnahme in Form von Blut, immer blasse Haut. Das liegt daran, dass er angeblich kein eigenes Blut mehr besitzt. Der slawische Vampir kann sich in einen Wolf oder in eine Fledermaus verwandeln, und außerdem werden ihm hypnotische Fertigkeiten nachgesagt. Der slawischen Vampir schläft tagsüber und jagt in der Nacht, da er bei einem Kontakt mit Sonnenlicht zu Staub zerfallen würde. Getötet werden kann er nur, wenn man einen frischen Holzpflock durch sein Herz treibt. Vampire können keine Wasserläufe überwinden, womit ihr Aktionsgebiet zum Glück eingeschränkt ist. Knoblauch schützt vor Vampiren, da sie ihn mit seinen lebenserhaltenen Heilwirkungen zuwider ist. Zum Schutz wirkt auch ein Kreuz, da ein Vampir ein gottloses Wesen ist und der unheilige Fluch durch die Kraft Gottes zeitweise gebannt wird. All diese Kennzeichen können wichtig sein, um die Entstehung einer Legende zu analysieren.

Der slawische Vampir und die Tollwut

Wenn man die Mythen des Vampirs und die Krankheitssymptome der Tollwut miteinander vergleicht, stellt man einige Parallelen fest : Zur Zeit der häufigsten Vampirsichtungen, im 16. und 17. Jahrhundert zog durch Transsilvanien eine Tollwutepidemie. Durch Einwirkung der Viren werden Infizierte sehr aggressiv, so dass sie jede Person angreifen und beißen, die ihnen zu nahe kommen. Durch diese Bisse überträgt sich die Krankheit auf die Opfer, die ebenfalls an der Tollwut erkranken, also für die Menschen im Transillvanien des 16. und 17. Jahrhunderts zum Vampir werden. Die Annahme, Vampire seien nachtaktiv, hängt ebenfalls mit den Tollwutviren zusammen. Sie lassen die Erkrankten extrem lichtempfindlich werden. Außerdem werden Tollwutkranke wasserscheu, woraus sich ihre Unfähigkeit, Gewässer überqueren zu können ergeben haben kann. Tollwütige Menschen werden sehr geruchsempfindlich, weshalb sie (auch) vor Knoblauch zurückweichen. Die Tollwut kann unter anderem durch den Biß einer Fledermaus oder eines Wolfes übertragen werden, woraus sich eventuell die Verknüpfung von Vampir, Fledermaus und Wolf entwickelte.

Der slawische Vampir und die Tuberkulose

Der Vampiraberglaube hatte sich sogar bis nach Amerika verbreitet, wo man 1993 einen sensationellen Fund, nämlich das Skelett eines angeblichen Vampirs, gemacht hat. Man fand die Überreste eines großen Mannes, dessen Beinknochen gekreuzt wurden und der Schädel darauf plaziert wurde. Zusätzlich hatte man ihm den Brustkorb zertrümmert, um das Herz entfernen zu können, weil man daraus einen Schutztrank brauen wollte. Er war wahrscheinlich eines der ersten Opfer einer Tuberkuloseepidemie. Nach seinem Tod starben wahrscheinlich mehrere Angehörige und Bekannte an der Seuche. Das ließ wohl erste Verdachte aufkommen. Nach der Exhuminierung fanden die “Vampirjäger” eine aufgedunsene, also “gut genährte” Leiche vor. Sie schlossen daraus, dass er ein Vampir war. Ironisch ist, dass das Ritual zum vertreiben des Dämons zur Verbreitung der Krankheit beitrugen. Beim Umgang mit der Leiche und durch die Einnahme des Schutztrunks wurden nämlich Bakterien übertragen. Außerdem könnte der “Fluch des Vampirs” immer noch aktiv sein, da Tuberkulose - Bakterien im Grab Jahrzehnte bis Jahrhunderte lang überleben können.


Sonstiges

Wie sehen andere Merkmale eines Vampirs aus? Läßt sich zum Beispiel erklären, wie es dazu kam, dass der Glaube entstand, man müsse einen Vampir pfählen? Dieser Teil der Mythologie ist nicht vollständig nachvollziehbar. Klar ist nur, dass beim Pfählen einer Leiche durch Veränderungen der Muskeln oftmals ächzende, fast schreiende Töne entstehen. War die Leiche in anaeroben (sauerstoffarmen) Milieu begraben, können nach der Exhuminierung aerobe (sauerstoffbrauchende) Bakterien den Leichnam in wenigen Stunden zersetzen, was bei Unkenntnis der Zusammenhänge eine Zersetzung durch das Sonnenlicht vermuten läßt. Die Vermutung, Vampire hätten kein Spiegelbild kann als Produkt von Stokers Phantasie angesehen werden, da sie außer in seinem Roman in den Mythen und Sagen über Vampire sonst nicht auftaucht. Dass Kreuze die Macht der Vampire bannen, kann als “Werbekampagne” der Kirche angesehen werden, die durch dieses Einbringen von Gedankengut in die Volkssagen versuchte, die Slawen zu bekehren.


Existiert der Vampir - oder ist er ein Phantasiewesen?

Vampire existieren.

Zwar sind sie im biologischen Sinne vielleicht nur Opfer einer Krankheit, zum Beispiel ein Tollwutkranker. Andererseits hat Dracula in der Gestalt von Vlad Tepes wirklich gelebt. Seine Nachkommen leben noch heute. Sie leben allerdings nicht mehr in Transilvanien, sondern in England. Vor kurzem fand man nämlich heraus, dass Vlad Tepes in der Ahnenreihe der britischen Königsfamilie auftaucht . Vielleicht sind Vampire jedoch nur ein Hirngespinst einiger abergläubischer Bauern. Auch wenn ihre Existenz fragwürdig ist, in der Phantasie der meisten Menschen existieren sie. Letztendlich ist es eine Frage wie die Frage “gibt es Gott” oder “gibt es ein Leben Nach dem Tod”. Es ist eine Glaubensfrage, und jeder muß für sich selbst entscheiden, ob es Vampire gibt.